Ihr wandert mit Eurem Hund durch den Wald und begegnet einem Hund ohne menschliche Begleitung. Der Hund trägt eine helle Weste und ein Halsband mit Sender. Er scheint etwas zu suchen. Was Ihr hier seht, ist ein Stöberhund. Jetzt müsst Ihr handeln, denn die Situation ist für Euch nicht ungefährlich, wenn auch die Gefahr nicht vom Hund ausgeht.
Könnte es sein, dass Ihr ein Hinweisschild übersehen habt? Oder eine Absperrung? Wenn Stöberhunde unterwegs sind, wird in diesem Gebiet gejagt. Die Hunde sind Teil der sogenannten Drückjagd.
Drückjagd mit Hunden
Die Drückjagd ist die Jagd auf Hochwild (Schalenwild). Das bedeutet: Das Wild wird mit sogenannten Stöberhunden aus der Deckung „gedrückt“. Anders als bei einer Treibjagd stehen die Jäger nicht am Rande des Waldes oder der Felder, sie sitzen auf dem Hochsitz. Stöberhunde tragen immer eine Weste oder Halsband in auffälliger Signalfarbe. Übrigens sind alle Teilnehmer der Jagd in orange gekleidet, damit sie der Jagd zugeordnet und natürlich auch rechtzeitig gesehen werden. Bei den Hunden handelt es sich um staatlich geprüfte Jagdhunde. Sie tragen einen Sender mit einer Antenne und einem Akku am Halsband. Der Sender meldet dem Hundeführer in kurzen Abständen ein Signal, damit der weiß, wo sich der Hund gerade befindet. Manche Halsbänder verfügen sogar über ein Mikrofon. Bei ungewöhnlichem Bewegungsmuster kann der Hundeführer es einschalten und überprüfen, ob der Hund gerade „Standlaut“ gibt. Das passiert, wenn er verletztes Wild aufgespürt hat.
Ich darf doch wohl in den Wald gehen, wenn ich möchte!?
Klar! Grundsätzlich beinhalten die Landesverfassungen ein freies Betretungsrecht des Waldes zum Zwecke der Erholung. Einschränkungen sind aber möglich, und zwar auch dann, wenn im Wald gejagt wird. Das dient der Sicherheit aller.
Was heißt das für mich?
Wenn im Wald gejagt und geschossen wird, ist das Euch und Euren Hund gefährlich. Deshalb ist es wirklich besser, an diesen Tagen den Wald zu meiden. Wenn Ihr bereits im Wald seid, verlasst ihn wieder und bleibt unbedingt auf den Wegen. Auf gar keinen Fall solltet Ihr eine Abkürzung durchs Dickicht wählen.
Woran erkenne ich, dass im Wald gejagt wird?
Schon ab den sehr frühen Morgenstunden weisen Schilder auf die Jagd hin. Auch Absperrungen mit Flatterband sind möglich. Meist wird die Sperrung am nächsten Tag schon aufgehoben. Das muss aber nicht so sein. Die Sperrung gilt so lange, wie die Hinweise dort angebracht sind. Für gewöhnlich informieren neben der Lokalpresse auch Gemeindeblättchen. Wer nicht sicher ist, kann beim zuständigen regionalen Hegering anrufen oder das Ordnungsamt befragen.
Mir begegnet ein Stöberhund – was jetzt?
Stöberhunde sind für gewöhnlich gut sozialisiert und erzogen. Im Normalfall wird der Stöberhund sich nicht besonders für Spaziergänger interessieren. Möglich ist natürlich, dass er sich neugierig nähert.
Aber! Auch ein Stöberhund kann in Not geraten. Deshalb tragen die Hunde auf der Weste oder am Halsband die Telefonnummer des Hundeführers. Es ist ein feiner Zug, einem Hund in Not zu helfen und die angegebene Nummer zu kontaktieren. Innerhalb des jagdlich gekennzeichneten Gebiets ist der Hund mit Recht im Einsatz und darf bei seiner Arbeit auch nicht gestört, eingefangen oder festgehalten werden. Das gilt auch dann, wenn man mit der Jagd grundsätzlich nicht einverstanden ist.
Fotos Kauer-Mross/DJV